Die Merinowolle und Merinokleidung lagen sehr lange im Trend dank ihren vielen Vorteilen. Jedoch kamen in letzter Zeit auch einige negativ Schlagzeilen ans Licht, die aber vor allem den Tier- und Umweltschutz betreffen. Wir möchten die Fragen klären, ob man heute noch mit einem guten Gewissen Merinokleider einkaufen kann und wie man die Kleidungsstücke am besten pflegt, damit die kostbaren Sachen auch möglichst lange halten.
Merinowolle - eine Wolle für alle Jahreszeiten
Allein aus dem Aufbau der Merinofasern – fein, weich, stark gekräuselt, geschuppt, elastisch – resultieren ihre funktionalen Eigenschaften: sie riecht nicht, sie kratzt nicht, kühlt, wenn’s warm ist, wärmt, wenn’s kalt ist. Sie ist feuchtigkeitsregulierend und atmungsaktiv, schwer entflammbar, antistatisch, nahezu knitterfrei, pilling-arm und behält ihre Passform. Das sind die bekannten Fakten über Merinowolle. Zudem hat Merinowolle, je nach Dichte und Webart, einen natürlichen Lichtschutzfaktor von bis zu 50.
Warum kratzt Merinowolle nicht?
Merinofasern sind so fein (16,5 bis 24 Mikron) , dass ihre Berührung nicht als unangenehm empfunden wird. Denn die menschliche Empfindlichkeitsschwelle liegt bei etwa 25 Mikron. Das erklärt, warum herkömmliche Wolle (ca. 30 Mikron) kratzt, während sich Merinowolle angenehm weich auf der Haut anfühlt.
Warum wärmt Sie bei Kälte und kühlt sie bei Hitze?
Jeder kennt die guten Isolationseigenschaften von Wolle. Merinofasern sind mit vierzig Kräuselungen pro cm sehr stark gekräuselt. Durch die wellenartiger Struktur liegen die Fasern sehr locker aufeinander und bilden Luftkammern. Diese schließen die Körperwärme ein und speichern diese – ob gegen Sommerhitze oder Winterkälte.
Warme Luft führt dazu, dass die Wolle schneller trocknet. Diese kühlende Verdunstung bewirkt zusätzlich, dass das Tragen auch im Sommer angenehm ist. Weiterhin reguliert die Wolle den Feuchtigkeitshaushalt und damit die Körpertemperatur. Die Wolle kann durch ihre hygroskopischen Fasern rund ein Drittel ihres Eigengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen ohne sich feucht anzufühlen. Die Faseroberfläche bleibt dabei trocken.
Warum muß Bekleidung aus Wolle nicht so oft gewaschen werden?
Ein wesentlicher Effekt ist die Selbstreinigungsfunktion der Wolle. Erklären lässt sich dies durch folgende Faktoren:
Das Keratin, also das Faserprotein in der Wolle, baut die geruchsverursachenden Bakterien auf der Haut ab. Zudem können sich Bakterien auf der schuppigen Oberfläche von Wolle schlechter halten als beispielsweise auf glatten Synthetikfasern.
Weiterhin besteht die Wollfaser aus zwei Zelltypen, welche unterschiedlich viel Feuchtigkeit aufnehmen können und dadurch unterschiedlich stark anschwellen. Der dadurch entstehende Reibungsprozess bewirkt einen mechanischen Selbstreinigungseffekt. Darüberhinaus nehmen Merinofasern Wasserdampf auf, bevor dieser auf der Haut zu Schweiß kondensiert. So erklärt sich, warum sich weniger Schweiß bildet und unangenehmer Geruch vermieden wird.
Umwelt und Tierschutz
Wolle ist ein natürlicher und nachwachsender Rohstoff. Wolle ist biologisch abbaubar und gewährleistet ganz ohne chemische Zusätze ihre Funktionalität, da diese in der Faser enthalten ist. Die Schafe können bis zu zwei Mal im Jahr geschoren werden. Da Wollprodukte aufgrund ihrer selbstreinigenden Funktion seltener gewaschen werden müssen, zahlt auch dies auf die Umwelt ein.
Doch es gibt auch negative Aspekte bei der Merinowolle. Merinoschafe werden weltweit in zahlreichen Ländern gezüchtet. Insbesondere der australischen Wollindustrie wird vorgeworfen, die Tiere einer schmerzhaften Behandlung zu unterziehen, das sogenannte Mulesing, welches einem Parasitenbefall vorbeugen soll.
Viele Hersteller von Merinobekleidung wenden sich gegen diese umstrittene Praktik, indem sie ausschließlich Merinowolle von zertifizierten Lieferanten kaufen, in denen kein Mulesing angewendet wird, so auch Strickgut .
Merinowolle waschen: Das Wichtigste auf einen Blick
Kurz vorab: Da Wolle bis zu einem gewissen Grad die Eigenschaft hat selbstreinigend zu sein, genügt es oftmals, das Kleidungsstück an die Luft zu hängen und die Wäsche zu sparen. Ideal ist das Auslüften bei feuchter Witterung, denn der Wasserdampf in der Luft transportiert Schmutzpartikel und schlechte Gerüche ab. Die elastischen, knitterunempfindlichen Wollfasern können sich darüber hinaus immer wieder von selbst erholen. Wenn durch grobe Verschmutzungen doch eine Wäsche notwendig wird, sollte man sich unbedingt an die Waschempfehlungen von Strickgut halten.
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